MIT-Ausgabe April 2024 | Fraktionsartikel DIE GRÜNEN
Private Haushalte benötigen mehr als zwei Drittel ihrer Energie zum Heizen, bislang meist mit fossilen Brennstoffen. Weit über 60% der Öl- und Gasheizungen wurden im letzten Jahrtausend verbaut und sind veraltet. Jeder Heizungswechsel ist eine Investitionsentscheidung für die nächsten 20-30 Jahre.
Warum eine Wärmeplanung?
Wir selbst haben eine Gasbrennwerttherme. Wie viele Laufer BürgerInnen fragen auch wir uns: wie in Zukunft heizen? Manche planen vielleicht mit Nahwärme aus einer Biogasanlage, andere wollen eine Wärmepumpe installieren. Das sind viele, einzelne Investitionsentscheidungen und individuelle Einzellösungen. Mancherorts wäre der Anschluss an ein Wärmenetz die wirtschaftlichere Variante. Die Wärmewende muss daher koordiniert werden.
Die Stadt Lauf geht die kommunale Wärmeplanung für Stadtgebiet und Ortsteile frühzeitig an, wofür wir sehr dankbar sind. Damit lässt sich vielleicht schon bald beantworten, wer z.B. an ein vorhandenes Wärmenetz angeschlossen werden könnten, wo neue Netze sinnvoll sind oder ob Geothermie genutzt werden kann. Investitionen, auch in die Infrastruktur, erhalten damit Planungssicherheit.
Wie läuft eine Wärmeplanung ab?
Zuerst werden Gebiete ermittelt, die sich nicht gut für Wärmenetze eignen und in einem verkürzten Verfahren geplant werden. Dann werden die verbleibenden Gebiete analysiert, unter anderem z.B. die vorhandene Heizinfrastruktur ermittelt. Potentielle erneuerbare Energiequellen vor Ort und eine mögliche Abwärmenutzung sowie Energieeinsparungen werden anschließend bewertet. Nach der Analyse der einzelnen Gebiete werden sie je nach Eignung in Kategorien eingeteilt, z.B. in netzbasierte Versorgungsgebiete (Wärme- oder Wasserstoffnetz) oder solche mit dezentraler Wärmeversorgung. Die Umsetzungsstrategie zeigt die geplanten Maßnahmen sowie den Zeitplan zur Erreichung einer CO2-neutralen, kosteneffizienten Wärmeversorgung auf.
Was wird aus dem Gasnetz?
Die Stadt Lauf setzt als Initiatorin und Koordinatorin wichtige Rahmenbedingungen. Es wird sich in Zukunft z.B. auch die Frage stellen, ob das bestehende 140 km lange Gasverteilnetz der Städtischen Werke ganz oder teilweise zu einem Wasserstoffverteilnetz umgewidmet wird. Grüner Wasserstoff entsteht durch die Elektrolyse von Wasser mit erneuerbarem Strom. Für dieselbe Wärmemenge benötigt Wasserstoff jedoch fünf bis sechsmal so viel Strom. Es bräuchte also rund sechsmal mehr Windräder und Solarpaneele, als für Wärmepumpen. Aus Effizienz- und Kostengründen sehen wir hier keine wirkliche Alternative. Zudem wird der knappe grüne Wasserstoff in der Industrie dringender benötigt.
Bürgerbeteiligung schafft Akzeptanz
Wir als Fraktion freuen uns, dass Lauf den Schritt in Richtung Klimaneutralität geht und Laufer schon frühzeitig Fehlinvestitionen vermeiden können. Erneuerbare Energien bieten langfristig geringere Heizkosten, reduzieren die Importabhängigkeit, schaffen Arbeitsplätze vor Ort, neue Einnahmequellen z.B. für Landwirte und halten die Wertschöpfung in der Kommune.
Wir wünschen uns eine intensive Bürgerbeteiligung und freuen uns über private Initiativen: Im Rahmen der Dorfentwicklung Neunhof ist z.B. am 24. April um 18 Uhr im Gasthof Wiethaler ein Infoabend rund ums Heizen geplant. Am 13. Mai um 19 Uhr lädt der Bund Naturschutz mit dem Arbeitskreis Energie zum Austausch über Wärmeplanung und nachhaltige Wärmeerzeugung in den PZ Kulturraum.
Die Zukunft der Wärme in Lauf lässt sich nur gemeinsam gestalten.